Improtheater in Österreich

DIE IMPRO-SZENE IN ÖSTERREICH IST LEBENDIGER ALS JEMALS ZUVOR

WAS IST IMPROTHEATER?

Improvisationstheater (oft auch kurz Improtheater) ist eine Form des Theaters, bei dem improvisiert wird, d.h. es wird eine oder es werden mehrere zuvor nicht einstudierte Szenen gespielt.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler kommen auf die Bühne und wissen nicht, was passieren wird. In der Regel bekommen sie ein Thema oder einen Vorschlag aus dem Publikum. Sie fragen das Publikum z.B. nach einem Ort, einer Beziehung, einem Beruf, einer brenzligen Situation, nach einem Gefühl, nach Ihrem letzten besuchten Kinofilm. Diese Vorschläge sind dann Auslöser und Leitfaden für die daraufhin spontan entstehenden Szenen.

Eine Geschichte entsteht aus der Spontanität und gegenseitigen Inspiration der Schauspielerinnen und Schauspieler, oft fern ab von der Rationalität. Das tägliche Leben wird zur Bühne.

GESCHICHTE DES IMPROVISATIONSTHEATERS

Die Grundlagen des modernen Improvisationstheaters sind die Commedia dell’Arte und das Stegreiftheater, wie es schon auf der 1909 gegründeten Tschauner Bühne in Wien aufgeführt wurde und seit 2018 als immaterielles UNESCO Weltkulturerbe gilt. Mitte des 20. Jahrhunderts legte die amerikanische Theaterwissenschaftlerin und Schauspiellehrerin Viola Spolin mit ihrem Buch „Improvisation for the Theater“ (1963) den Grundstein für das Verwenden von Improvisationstechniken im Theater. Darauf aufbauend entwickelte der britisch-kanadische Schauspiellehrer Keith Johnstone verschiedenste Methoden und Spielformate, um Improvisationstheater zu einer für sich stehenden Theaterform aufzubauen und dem Publikum zugänglich zu machen („Impro: Improvisation and the Theatre“, 1981; „Impro for Storytellers: Theatresports and the art of making things happen“, 1999). Der überwiegende Großteil des modernen Improvisationstheaters basiert auf den Arbeiten und Methoden von Viola Spolin und Keith Johnstone.

Die ersten Improvisationstheater-Ensembles („Impro-Gruppen“) entstanden Mitte des 20. Jahrhunderts in den USA und Canada (z.B. The Second City in Chicago, Loose Moose Theatre Company in Calgary).

IMPROTHEATER IN ÖSTERREICH

Nachdem sich Ende der 90er-Jahre des 20. Jahrhunderts das Improvisationstheater weltweit immer mehr verbreitet hatte, gründeten sich auch die ersten Impro-Gruppen in Österreich. Die Gruppe English Lovers in Wien spielte ab 1999 Improtheater, fast zeitgleich entstand auch die Gruppe UrTheater in Wien und auch in Graz entwickelte sich im Theater im Bahnhof eine eigene Improtheater-Schiene. Wien und Graz beherbergen bis heute eine große Improszene mit sich ständig weiterentwickelnden und neu gründenden Ensembles.

In den letzten 25 Jahren sprossen österreichweit viele weitere Ensembles aus dem Boden mit teilweise völlig verschiedenen Methoden und Herangehensweisen in Bezug auf die Improvisation im Theater – vereint sind sie jedenfalls in ihrer gemeinsamen Leidenschaft für diese Form der darstellenden Kunst. Im Posthof in Linz werden jährlich die Österreichischen Theatersport-Meisterschaften ausgetragen, bei der sich viele Gruppen in dieser speziellen komödiantischen Form des Improtheaters messen. In Wien findet regelmäßig das internationale moment!-Festival statt, bei dem der internationale Austausch im Vordergrund steht.

Aktuell existieren in Österreich etwa 50 bis 60 aktive Impro-Gruppen. Davon sind nur wenige mit Berufsschaupielerinnen und Berufsschauspielern besetzt, die sich mit dieser Tätigkeit (z.B. Impro-Shows und Impro-Coachings für Unternehmen) ihren Lebensunterhalt verdienen. Der weitaus größte Anteil der österreichischen Impro-Gruppen agiert im außerberuflichen Bereich in der Rechtsform eines ideellen Vereins zur Förderung des kulturellen Lebens.

Nach oben scrollen